Im Hafen von Bodö erwartet uns Guide Per Mathies und führt uns zum Bus, mit dem wir ein paar Minuten raus aus der Stadt fahren, nach Løp.
Wir sind auf der Tour “Arctic Coastal Walk – Küstenwanderung” unterwegs heute.
Wir gehen gemeinsam an den Strand hinunter. Es nieselt, aber in Norwegen ist das kein Grund zum Jammern, Regenkleidung anziehen und los.
Als erstes gibt uns Per jedem ein winziges Fundstück vom Strand in die Hand und gibt uns Zeit zu raten, was das ist.
Dann kommt die Auflösung, Kaldtvannskorallrev, auf Deutsch Kaltwasserkoralenriff Breisunddjupet. Und war ein gigantisches, es ist 35km lang und 600 Meter tief. Nachdem es entdeckt wurde, wurde es geschützt und die Fischerboote dürfen dort nicht mehr entlang und Netze auswerfen, den Boden entlang fischen (Grundschleppnetz-Fischerei). Dem Riff geht es gut. Die Steinkoralle heisst Lophielia pertusa. Die Riffe sind 20.000 bis 30 Millionen Jahre alt.
Wir durchqueren die erste von mehreren Buchten auf dieser Küstenwanderung, die ich eher als Küstenspaziergang empfinde.
Dann spazieren wir weiter an Land, blicken zurück und sehen nicht die riesigen Berge, die in den Wolken versteckt bleiben. Das macht mir aber überhaupt nichts, es nieselt ja auch, aber es ist nicht kalt. Und vor allem ist es wunderschön hier in der leisen Natur.
Per erklärt uns, wie die Gebirge hier in Norwegen mit den Anden im Süden Chiles zusammen hängen. Bzw. wie sie einmal zusammen hingen, bevor sich die Landmassen in unterschiedliche Kontinente und Länder trennten. Wir lauschen ihm interessiert und die Karten, die er mitgebracht hat für uns sind sehr anschaulich.
Dann geht es weiter mit der Weltgeschichte und Geologie. Wir lernen über Doggerland und die Doggerbank, wie die Menschen nach Norwegen kamen. Per erzählt uns auch ganz viel über die Wikinger und ihre Reisen.
Wir spazieren durch ein frisch gepflügtes Feld, auf dem ein Pfad zum Durchschreiten abgesperrt ist. Die Vegetation hier oben oberhalb des Polarkreises, in der Arktis, erinnert mich an die der Chilenischen Fjorde.
In der dritten und letzten Bucht mit feinem hellen Sandstrand angekommen, erklärt uns Per das Jedermannsrecht. Dieser Boden ist Privateigentum, aber der Inhaber darf ihn nicht absperren. Man darf hier 2 Tage lang kostenlos campen. Aufräumen und keinen Dreck hinterlassen gehört dazu. Das respektieren die Norweger sehr, denn sie wollen dieses Recht nicht gefährden.
Und die Regierung hat auf diesem Privatgelände Sitzplätze, Abfalleimer, Toiletten und Feuerstellen installiert. Denn dies ist ein besonders schöner Strand.
(Die Kamera-Linse wurde nass, sorry)
Per, der direkt neben diesem Spaziergebiet lebt, hat dieses schöne Seeadlerfoto an einem der Tage gemacht, an dem er mit seinem Bruder am Strand war.
Dann stehen wir auf einer Erhebung und bekommen die Aufgabe zu überlegen, was hier besonders ist…
Wir spazieren in das Wäldchen hinein…
Und dann kommt die Auflösung. Wir stehen auf einem Wikingergrab! Dieses von Steinen umrundet. In der Mitte ist eine Vertiefung, denn dort wurde das Grab später ausgeraubt, von den reichen Schätzen, mit denen der Tote begraben wurde.
Hier zeigt uns Per einen Sonnenstein, ein Calcit und wie die Wikinger damals auf ihren Reisen durch die Lichteinstrahlung bzw. -brechung ihre Position bei Wolken und bei Dämmerung bestimmt haben. Sehr interessant, wie überhaupt alles, was uns Per auf dieser Küstenwanderung erzählt und beibringt.
Es geht nicht immer nur flach am Stand entlang, hier auch einmal über Wurzeln und es ist etwas matschig – es regnet.
Dann kommen wir ans Ziel und Ende unserer Wanderung, die vorher bereits von mir benannte schönste Bucht der Gegend.
Per hat für uns Tee gemacht und mitgebracht.
Und zwar einen besonders gesunden Tee, den schon die Wikinger tranken: Meadowsweet ist Echtes Mädesüß auf Deutsch
Zeitpunkt des Ausflugs, an dem ich teilgenommen habe: Juni 2019
Stand 6/19: Der Ausflug findet ganzjährig statt
in Bodö, nordgehend
Dauer 2:15 hrs
Per sprach Englisch, die Tour wird aber auf anderen Reisen auch mit deutschsprachigem Guide angeboten
Viel Spass! Bei Fragen: gerne in den Kommentaren hinterlassen.