Wenn Ihr von Peking aus auf die Grosse Mauer zum Spazieren oder Wandern hinfahren wollt, dann habe ich zwei ganz unterschiedliche Empfehlungen für Euch. Zum einen war ich mit Gruppen ein paar Mal an einer Stelle. Und danach alleine im Urlaub noch einmal woanders, beides ist als Tagesausflug möglich. Mein privater Tag auf der Mauer ist unvergessen und etwas ganz ganz Besonderes in meinem Reiseleben, eines meiner kleineren Solo-Abenteuer.
Der chinesische Name bedeutet frei übersetzt „unvorstellbar lange Mauer“. Die Länge liegt in verschiedenen Messungen/Jahren/Ansichten zwischen 6.000 und 22.000 Kilometern. Das meiste davon ist nur noch ruinös da, nur wenige Teile sind noch begehbar vorhanden. In meiner Erinnerung war es eine anstrengende Wanderung mit permanentem Glücksgrinsen. Ich erinnere, dass es teils steil war und der Boden sehr schlecht. Als ich jetzt für diesen Post die 500 Fotos durchgeschaut habe und begann, war ich doch überrascht, WIE schlecht diese „gute“ Strecke doch war. Gestört hat mich das überhaupt nicht, ich war unglaublich fasziniert von dieser Mauer und davon, darauf entlang gehen zu dürfen. Jetzt war ich ja da und habe sie und meinen Tag dort für immer im Gedächtnis. Somit kann ich mich nur noch wage daran erinnern, wie unerreichbar es vor meinem Job dort schien, jemals auf der Chinesischen Mauer zu gehen. Wie gesagt, wenn Ihr die Chance habt: macht es!

Falls jemand von Euch auch schon dort war, dann schreibt mir doch gerne in den Kommentaren, wie ihr es erinnert. Und schickt bitte einen Link, falls Ihr auch irgendwo Fotos oder Euren Bericht darüber veröffentlicht habt!
Es gibt von Peking aus drei „gängige“ Zugänge zur Chinesischen Mauer, die ich kenne. Bzw. inzwischen vier und wegen der Touristenströme wird weiter restauriert.
1- BADALING
Die touristischste, nahegelegenste und wie man schon ahnt die überlaufenste Möglichkeit liegt in Badaling, 70 Kilometer ausserhalb der Stadt.
2- MUTIANYU
Die zweite Option liegt in Mutianyu (auf Deutsch „Tal der wunderschönen Felder“) auf ca. 500m Höhe/hoch gelegen. Dort ist es sehr hübsch im Dorf selbst! Wir hatten eine Kooperation mit dem ‚Schoolhouse‘ für die Mittagessen nach unseren Mauer-Touren mit den Kunden. Die Location ist unheimlich schön es restauriert, es ist tatsächlich ein altes Schulgebäude. Die Expat-Besitzer haben nicht nur dieses Gebäude sondern inzwischen eine ganze Reihe alter Institutionen im kleinen Ort übernommen, die nicht mehr genutzt wurden. Alles ist liebevoll und geschmackvoll restauriert und neuen Nutzungen zugeführt worden. Es geht ökologisch zu in den Restaurants mit sehr gutem Essen. Dann gibt es ganz tolle Events, die die Städter am Wochenende hinauslocken, oder man kann die Locations auch mieten für seine Feier, alles ist sehr stilvoll. Es ist schön, dort einen Tag hinauszufahren, aber ich wollte zu gerne länger bleiben, gleich ein paar Tage und Nächte, denn auch die Zimmer sahen sehr hübsch aus. Es gibt hier auch one-way Wandern, eine Option ist die Kombination mit dem Ort Jiankou.
Schaut Euch mal die Website des ‚Schoolhouse‘ an, dort ist alles sehr gut erklärt (hier separat über die ‚Brickyard‘ Unterkunft). Und auch wenn Ihr gar nicht oder noch nicht hinfahrt: der Newsletter ist auch aus der Ferne sehr interessant und inspirierend zu lesen. Zuerst konnte ich mir vorstellen, einfach nur für einen Urlaub in Mutianyu zurück zu fliegen nach Peking. (Inzwischen würde ich auch noch andere Ziele wieder besuchen, zum Beispiel unbedingt Wutai Shan). Dieser Teil der Mauer stammt aus der Zeit um 550 n. Chr.





4- HUANGHUACHENG
Der vierte Spot ist mir nicht bekannt gewesen: Huanghuacheng, dazu habe ich gerade ein tolles Foto auf Instagram gesehen. Das mit Schlittschuhfahren finde ich ja besonders cool, zumal ich das bei uns in Hamburg nie mehr habe, seit die Alster nicht mehr zufriert jeden Winter:

3- Von JINSHANLING nach SIMATAI
Was ich Euch aber eigentlich ans Herz legen möchte, ist diese echte Wanderung auf der Chinesischen Mauer!
Ich hatte irgendwie von dieser Option erfahren und war Feuer und Flamme. Beide Orte kann man auch einzeln besuchen und je dort auf die Mauer und oben „herumlaufen“. Aber ich hatte herausgefunden, dass man auf dieser Strecke gut von A nach B wandern kann. Das fand ich etwas ganz Besonderes für den krönenden Abschluss nach meiner Arbeit bei den Olympischen Spielen. Man konnte das als organisierte Tagestour für Touris in Hostels buchen, aber ich bekam damals den Tipp, einen privaten Fahrer zu nehmen. Das passte für mich besser, weil ich so dann selbst meine Geschwindigkeit bestimmen konnte. Ich wollte nicht wie üblich auf Gruppenreisen zügig gehen. Ich wollte stoppen, wann mir danach war, mich hinsetzen und einfach den Ausblick geniessen, Pausen machen und staunen. Ich würde vermutlich nicht wieder hierher kommen und wollte so viel wie möglich aus diesem Erlebnis Grosse Mauer mitnehmen.
Das war eine gute Entscheidung. Mit meinem Fahrer verabredete ich mich über seine Frau telefonisch. Mr. Liang holt mich pünktlich an meinem Hotel ab. Er sprach etwas Englisch, für die wichtigen Basics reichte es. Und dann ging’s los. Aber Hallo! Der Mann fuhr wie ein Besenkter, ich kam mir vor wie auf einer Ralley und auf dem Schleudersitz. Als er mich in Jinshanling absetzte, wollte er mir dann eine Vorgabe für die Uhrzeit der Abholung machen. Das musste ich ihm leider ganz schnell ausreden, ich hatte ihn für den Tag bezahlt und als individuellen Fahrer, und habe dann noch einmal klar gemacht, dass ich so schnell und vor allem langsam gehen werde, wie ich möchte. War dann auch okay und wir verabredeten, dass ich ihn, sobald ich mich dem Ziel näherte, anrufen würde (ich hatte eine chinesische Handykarte). Die Rückfahrt war dann auch wieder abenteuerlich, er nahm einmal eine „Abkürzung“ von der Autobahn runter durch ein Dorf peitschend, mit sicher 100 Sachen, vorbei an den Einwohnern, und grinste mich stolz an, als er wieder auf die Autobahn zurück kam und definitiv eine Menge Autos überholt hatte in der Zeit.
Wichtig für Eure Wanderung: wirklich gute feste Schuhe für Trittsicherheit, gleich in den Fotos seht Ihr, was ich damit meine. Trinkwasser, ich hatte ein paar kleine Flaschen dabei. Man kann zwar unterwegs auch etwas kaufen, aber sicher-ist-sicher. Übrigens, es gibt keine Toiletten, ich habe bei der Hitze auch keine benötigt. Essen hatte ich mir auch mitgenommen.
Ich war im August dort, die Kombination aus Hitze und Anstrengung war okay, ich fand es schön. Ich würde die „grüne Jahreszeit“ empfehlen, weil ich persönlich die Aussicht dann schöner finde. Bitte auch an Sonnencreme und sogar Kopfschutz denken. Herbst stelle ich mir auch noch schön vor mit den Farben. Winter mit Schnee auch, aber das wäre mir zu kalt und anstrengend zu wandern, zumal man unter dem Schnee die kaputten Steine und den Weg schlecht erkennen kann. Frühjahr „in braun“ wäre nicht meine Wahl, aber wenn ich aus irgendeinem Grund dann in China wäre, würde ich natürlich auch dann auf der Grossen Mauer wandern gehen. Es ist also IMMER ein grossartiges Erlebnis.
Jetzt kommen die besten 10% der Bilder meiner Wanderung, es sind 10 Kilometer und 43 Wachtürme, die ich erklommen und wieder hinabgestiegen bin. Die Geschichten zu dem Tag erzähle ich in den Foto-Kommentaren. Viel Spass beim Lesen, ich hoffe, Ihr habt Lust, Euch bis zum Ende dieses ausnahmsweise sehr langen Foto-Posts durchzuklicken. Es war so wunderschön, und ich hoffe, die Bilder können das rüberbringen, zusammen mit meinen Kurztexten.












































Toller Bericht und zudem noch richtig schöne Bilder. Solch eine Reise könnte ich mir auch sehr gut vorstellen.
Dankeschön. Ich war so begeistert, dass ich nach Rückkehr aus China eine zeitlang für möglich gehalten hatte, nur für diese Wanderung (hier oder an anderer Stelle) nach Peking zurückzukehren. Also gleich raus aus der Stadt (die mir auch gut gefallen hat) und nur „Mauer“ Urlaub, am liebsten in Mutianyu, weil die Einrichtungen und somit das Erlebnis im Ort so hochwertig sind.
Aber auch unsere anderen besuchten Orte, die ich sorgsam ausgewählt hatte danach, etwas Besonderes zu sein, wo nicht jeder hinfährt, würde ich wieder besuchen: Besonders Wutai Shan, wir waren die einzigen Langnasen dort, aber auch Pingyao (auch keine Deutschen getroffen, dafür erstaunlicherweise viele Franzosen). Xian haben wir gemieden. Waren aber dann doch im beeindruckenden Shaolin-Kloster.
Meine chinesische Kollegin während der Olympics in Peking meinte zu unserer Route, das sei aber sehr aussergewöhnlich für westliche Touristen. 🙂
Wir haben übrigens alle inländischen Transporte mit CTrip von China aus gebucht, das hat super gut geklappt, alles online.
Hallo Jessica, natürlich war ich auf Grund Deiner Worte auf meinem Blog unter https://www.silvertravellers.de/weltwunder-der-neuzeit-2-reisetipps-chinesische-mauer/ neugierig und hab auch gleich mal hier vorbeigeschaut. Wunderbar bebildert hast Du Deinen Bericht!
Dankeschön liebe Cornelia, auch für’s Vernetzen und Verlinken! 🙂
Hallo Jessica,
toller Bericht. Ich hatte jetzt aber mehrfach gelesen, dass diese Strecke gesperrt sei und man nicht mehr die Route von Jinshanling nach Simatai wandern kann/darf. Weißt du was darüber?
LG Nadja
Hi Nadja,
nein, darüber weiss ich nichts, bin nicht auf dem Laufenden. Das wäre ja schade, so eine tolle lange Strecke! Vielleicht Reparaturen? Da war ja einiges SEHR kaputt und dadurch natürlich potenziell gefährlich. Wobei ich das genau so schön fand, wie es war. Zu meiner Zeit war aber auch die Autobahn noch nicht da und Simatai noch still.Ich würd mal Leute auf Instagram suchen, die dort (an einem der Endpunkte) gerade waren, die müssten es am besten genau sagen können. Grüsse!
Hi,
wir waren im September 2019 für zwei Tage auf der Chinesischen Mauer. Es waren die tollsten Wanderungen mit den schönsten Ausblicken meines Lebens!
Vielleicht kann ich zwei der oben gestellten Fragen ein wenig beantworten:
1. Der nicht-touristische Teil von Mutianyu geht in den Teil von Jiankou über. Hier ist es nicht restauriert, aber dennoch wunderbar erwanderbar! Wie in meinem Blog-Artikel https://www.schmale-pfade.de/die-chinesische-mauer/ näher beschrieben, bin ich aber nicht sicher, ob diese Wanderung noch lange so möglich sein wird, da der Übergang von Jiankou nach Mutianyu zugemauert wurde (derzeit kann man da aber noch drüber klettern)
2. Eine Wanderung von Gubeikou nach Jinshanling East / Simatai West ist möglich. Dies entspricht einer wundervollen Tageswanderung. Weiter wandern ist leider nicht möglich.
Viele Grüße,
Svenja
Hallo Svenja, vielen Dank für Deinen Bericht. Ich würde sofort noch mal hinreisen und meine Wanderung wiederholen. Und in Mutianyu wohnen. Herrliche Erinnerungen, Deine ja gut 10 Jahre frischer als meine. Gut zu wissen, dass das noch so geht (J > S), und auch die M-Info ist interessant, schaue jetzt mal in Dein Blog rein. Liebe Grüsse aus Hamburg